Corona lässt grüßen!

Immer muss Herr Schobermann wegen seiner „Vorerkrankungen“ mit der Bahn fahren, weil seine Fachärzte außerhalb seines Wohnortes ihre Praxen haben.

Das hat zur Folge, dass eine Begleitperson mit muss. Die Züge sind immer leer. Wenig Fahrgäste.

Er kann inzwischen das Wort „Corona“ nicht mehr hören. In den Nachrichten rund um die Uhr ist von Wörtern wie „Lockdown“, „Shutdown“ und „Flickenteppich der Uneinigkeiten“ im Hinblick auf die Präventivmaßnahmen gegen das Virus die Rede. Hitzige Debatten, ob Schule oder nicht Schule, ob reisen oder nicht reisen, und über das digitale Studium.

 

Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen zu strenge Regeln und Auflagen. Corona ist für alle lästig und in vielen Fällen lebensbedrohlich geworden. Maske auf, Maske herunter, an die Maske denken, um nicht wieder zurückzulaufen. Die Brille beschlägt durch die feuchtwarme Atemluft, die unter der Maske erzeugt wird. Dabei ist die Brille beim Ausfüllen verschiedener Formulare bei der Anmeldung vonnöten.

 

Die Begleitperson muss überall außerhalb des Praxisbereiches bleiben.

Auf seine Frage „Weshalb? Meine Frau friert draußen!“ hieß es:

„Wo kämen wir denn dahin, wenn jeder Patient seine Angehörigen mitbrächte! Wir sind hier kein Asylheim. Und wir haben unsere Vorschriften. Sie soll sich halt warm anziehen!“

„Das trifft sich aber gut, denn meine Frau hat ihren Schlafanzug nicht dabei!“

 

Im Wartebereich dudelte Musik der Neuen Deutschen Welle „Da,da,da!“

„Die macht uns auch nicht fröhlicher!“

„Lass uns irgendwo was essen gehen!“

„Geht nicht! Alle Gaststätten haben geschlossen.!“

„Dann lass uns zu McDonald‘s gehen, die haben immer geöffnet! Da kann man wenigstens sitzen!“

Klappe, Glasscheibe. Ein einziger Mann bediente. Es gab nur zwei Arten von Burgern und Cola.

„Hätten Sie auch was Heißes zu trinken?“

„Kaffee gibt es nebenan beim Bäcker!“

 

Im großen Wartebereich des EKZ und ringsum geschlossenen Läden waren der Name der Bäckerei-Kette und das gelbe große „M“ groß und leuchtend nebeneinander zu sehen.

Die Schobermanns nahmen am einzigen noch freien Zweiertisch Platz und bissen gerade in ihren Burger, die McDonald‘s-Tüte auf dem Tisch, da fegte ein einsamer Mann im Overall den Fußboden unter ihren Sitzen, und ein Herr in feinem Zwirn mit Krawatte sprach in einem Ton, der überhaupt nicht zu seinem Outfit passte

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„Sie dürfen hier nicht sitzen. Das ist allein unser Bäcker-Bereich! Verlassen Sie sofort diesen Tisch!

Den Kaffee müssen Sie sich an der Theke holen! Stellen Sie sich wie die anderen in der Schlange an und halten Sie den nötigen Abstand ein!“

Hastig und in Panik packten die Schobermanns alles an Fastfood ein, was in Hand-, Jacken- und Hosentaschen passte. Und bestiegen ein Abteil im fast Fahrgast-leeren Zug, der sie sicher nach Hause brachte.

Ach ja, das Autofahren. Das ist nur denen erlaubt, die gut sehen können.

 

Herrn Schobers Augenarzt Dr. Jupiter, ein kleiner dicker Chinese, der sich bei der Begrüßung verbeugt und immer lächelt, versucht seinen Patienten immer zu überzeugen, dass der gut sehen könnte.

„Kommen Sie in einem Vielteljahl wiedel volbei, dann ist der Blutfleck in ihlem guten Auge velschwunden, odel el ist noch immel da. Bis dahin haben Sie sich an ihn gewöhnt!“

Seitdem nennt Schobermann ihn heimlich „Fred vom Jupiter“ und bekommt diesen Schlager von der „Neuen Deutschen Welle“ als Ohrwurm nicht mehr aus seinem Kopf.

„Wenigstens sind wir alle ärztlicherseits gut versorgt!“ tröstete er seine Ehefrau.

„Bedenke, lieber ein Tuch vor dem Mund als einen Zettel am großen Zeh‘!“

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