(Redewendungen aus der Geschichte des Bieres)
Niemand sollte bei dieser Betrachtung zum Alkoholiker werden. Aber da nun einmal Bier und Wein die ältesten überlieferten, am meisten gemochten alkoholischen Getränke sind, lohnt sich eine Betrachtung darüber.
Nur schade, dass die Bibel das Wort „Bier“ nicht erwähnt, wo die alten Ägypter und die Menschen im Lande des heutigen Irak das Bier schon im 4. Jahrtausend vor Christus zuerst hergestellt haben.
Danach soll ihnen laut der Überlieferung der Zufall zu Hilfe gekommen sein. Die Babylonier und die Sumerer stehen im Verdacht, die ersten Biertrinker gewesen zu sein, nachdem nass gewordenes Fladenbrot (oder achtlos stehen gelassene Getreidesuppe) zu gären und völlig überraschenderweise gut zu schmecken begann. Und wer war für den Pott beschwingenden Getreidesudes wohl verantwortlich? Die Frauen.
Auch beim Bier ranken sich Mythen darum, wer das Bier erfunden hat.
Keine Geringere als die Äbtissin und Benediktiner-Nonne Hildegard von Bingen (1098 – 1179) hat sich quasi wissenschaftlich als Erste mit der Bier-Rezeptur befasst. In ihrem Buch »Von dem inneren Wesen der Naturen« beschrieb von Bingen unter andere die große Heilkraft des Hopfens und damit auch des damit gewürzten Bieres. Völlig zu Recht stellte sie fest, dass Bier das Zeug hat, Einschlafprobleme zu mindern und dass Bier selten zu Verdauungsproblemen führt, wohl weil, und auch hier lag sie richtig, der Hopfen „gewisse Fäulnis von den Getränken“ halte. Ihre Empfehlung an alle, Mitschwestern und Brüder, ganz kurz und knapp:
„Cervisium bibat!“ – Man trinke Bier.
In der deutschen Geschichte hatte Katharina von Bora (1499-1552) die Braukunst als Nonne im Kloster gelernt. Katharina, die Ehefrau des Reformators Martin Luther, war dessen eigener Überlieferung nach eine herausragend gute Brauerin. Ein Naturtalent, wie Luther sie nannte. Er ließ sich sogar auf Reisen biertechnisch von ihr versorgen, weil eben keine es am Braukessel so drauf hatte wie seine Frau Katharina. Sie möge doch bitte „ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken so oft sie könne“, schrieb er in einem Brief an sie. Und dann drohte er ihr darin auch gleich noch, er würde einfach nicht nach Hause kommen, bevor sie nicht, flott, flott, den nächsten Sud Katharina-Spezial für ihn fertig gebaut hatte. Dass Luther selbst ein ganz, ganz großer Bierfreund war, bestätigt sein bis heute vielfach gefeiertes Zitat: „Wer kein Bier hat, der hat nichts zu trinken“.
Die Mönche der hochmittelalterlichen Klöster waren es vor allem, die anfingen, mit ihrem Bier zu handeln, die das Brauen institutionalisierten. Brauen war eben doch nicht dasselbe, wie Suppe fürs Abendessen kochen. Mit gutem Bier, so stellten sie fest, ließ sich gutes Geschäft machen.
Erwähnenswert ist die Geschichte aus dem 12. Jahrhundert von den Mönchen, die ein Fass Bier brauten, um die Fastenzeit etwas vergnüglicher zu gestalten.
Die Trinkerlaubnis musste beim Papst eingeholt werden, Also schickten die Mönche ein Fass auf die Reise nach Rom, das erst nach Wochen ankam.
Der Papst soll die Plörre probiert und ausgespuckt haben. Wenn die das Zeug trinken wollen, dann sollen sie doch, soll er gesagt haben.
Von dieser Zeit her soll die Redewendung herstammen: „Ein Fass aufmachen“ [übersetzt heute: „Das muss gebührend gefeiert werden!“]
Aber es gab schon in früherer Zeit „eine Art Reinheitsgebot“ als Erlass in Form eines Flugblattes:
„Hiermit werd bekannt gegäbe, dass unter Androhung von schwere Kerker verboten isch, in de kurfüstliche Bach zu scheiße, von demm das Wasser für das kurfürstliche Bierbrauen verwendet werd!“ (Anno 1543).
So soll der Ausspruch „Sauber!“ als Redewendung sich vom Begriff und Gesetz des Reinheitsgebotes abgeleitet haben. Dieser in Bayern übliche Ausruf ist oft bei Bewunderung, Erstaunen und Anerkennung zu hören, ähnlich wie „Da legst di nieder!“
Ein Bonmot ist überliefert, wie in alten Zeiten die Brauereien ihren Kundenkreis bestimmt und „erweitert“ haben. Folgender „Aufruf“ wurde an Bäumen und Hauswänden angeschlagen: „Jeder, der nachweisen kann, den Kirchturm zu sehen, , darf unser Bier probieren und kaufen!“
Heute noch bekommen Fremde, die nach dem Weg in Ingolstadt fragen, diese Auskunft: “Wenn S‘ de Kirch sehen, dann ist die Brauerei nimmer weit!“
Viele meinen, dass ein Maßpreis von aktuell 11 bis 12 Euro oder erst recht von über – sage und schreibe! –600 Euro wie beim Schorschbock viel ist? So ein Schmarrn!
Um die 22.000 Euro Literpreis berappte der Gewinner einer Auktion in Großbritannien im Jahr 2009, um eine Flasche Löwenbräu Lager aus dem Jahr 1937 zu ersteigern. Trinken kann man den Sud wohl nicht mehr — aber die Geschichte ist spannend: Das Bier überlebte den Absturz des Zeppelins Hindenburg am 6. Mai 1937 nahe New York.
Von New York stammt auch der Witz: Amerikanisches Bier ist der gelungene Versuch, Wasser zu verdünnen.
„Haste nicht noch was anderes als Hostein-Pupe, das Monrovia-Bitter, die Austra-Plörre oder die mexikanische Ingwerbrühe, die mir mein Sohn in Australien anbot, weil er nicht wusste, aus welchem Abflussrohr das Wasser dafür herkam?“.
wurde in einer Männer-Runde der Gastgeber gefragt.
Ein Fachmann aus diesem erlauchten Kreis tröstete den Fragenden damit, dass die moderne Chemie mit Glykol – und Cortison – Zusätzen alles wieder wettmachen könne. Er solle man keine Angst haben, Corona sei schlimmer.
Schließlich gäbe es in Deutschland ein Reinheitsgebot!
Man versteht den Genießer, der den bekannten Ausspruch für die Werbung prägte:“Bier macht den Durst erst schön!“
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„Ein Bier bitte.“
„Alkoholfrei?“
„Nein. lactosefrei.“
„Wollen Sie mich verarschen?“
„Wer hat denn damit angefangen!“
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