Frau Schobermann hat es nicht gern, wenn Freunde, Bekannte und Verwandte ihr sagen, was für sie und ihren Mann gut und richtig, besser oder schlechter wäre.
Hatte sie in ihrem Beruf relativ wenig Entscheidungsfreiheit, möchte sie jetzt, verständlicherweise, als Rentnerin frei von allen Zwängen, ohne reglementiert zu werden, nach ihren Vorstellungen mit ihrem Mann den Lebensabend genießen.
Sieht sie sich die kümmerlichen Tomatenpflanzen im Gewächshaus ihres Gartens an, die sie auf Anraten des Freundes ihres Mannes mitten durch den Haupttrieb entzweigeschnitten hatte, „damit sie sich besser entwickeln können“, so „der Garten-Experte“, dann kommen ihr die Tränen, dass nicht einmal die Achseltriebe am amputierten Hauptspross Blüten entwickeln konnten.
Dabei hatte sie die Pflänzchen aus Samen im Topf selbst liebevoll gezogen und verzogen. Die wirklich starken gesunden, von ihrem Mann in der Gärtnerei gekauften Pflanzen grub sie mit dem Freund während der Abwesenheit ihres Mannes aus, damit der Freund diese an zwei ihr unbekannte Damen verschenken und in deren Gunst eine Stufe höher klettern konnte.
Die Sonne schien in den warmen Juli-Tagen, und sie fröstelte drin ein wenig. „Geh‘ und leg‘ dich ein wenig draußen in die Sonne und mache es wie die wechselwarmen Reptilien! Dann kommst du auf andere Gedanken! Wenn es dir zu warm wird, komm‘ wieder herein!“ meinte ihr Mann es gut mit ihr.
Als ob sich Echsen raten oder vorschreiben ließen, was sie zu tun oder zu lassen hätten! Sich an der Lebensweise von Leguanen zu orientieren, hielt Frau Schobermann offenbar für eine Zumutung.
„Soll’n sie machen! Soll’n sie! Ich bin doch kein Krokodil! Ich will wie diese Tiere nur in Ruhe gelassen werden! Will Friede, Freude, Eierkuchen!“
„Meinst du das wirklich im Ernst?“ zweifelte ihr Ehemann.
„Na ja! Mir reicht schon der Eierkuchen!“