(Eine Betrachtung über die Pandemie und einige ihrer Begleiterscheinungen)
In Zeiten des Coronavirus sind derzeit irgendwie alle völlig von der Rolle! Das öffentliche Leben steht still.Grenzen sind dicht. Kontakte sollten erheblich aus Sicherheitsgründen eingeschränkt sein.
Herr Schobermann resümiert: „Wir fassen uns nicht mehr an.Wir reden nicht mehr miteinander.Wir sitzen nur noch da und gucken stumm vor uns hin. Beschützt von meterhohen Wänden aus gehamstertem Klopapier.“
Man sollte etwas zu Hause haben für den Fall der Fälle. Aber warum ausgerechnet Toilettenpapier? Auf Ebay bieten „Spaßvögel“ einzelne Rollen für mehr als 350 Euro oder benutzte Blätter als nachhaltige Mehrweg-Variante an. In Kommentaren in sozialen Netzwerken wird spekuliert: „Einer niest und fünf andere machen sich dann vor Angst in die Hose. Das wird der Grund sein.“ „Die Leute sehen die fast leeren Regale und denken sich, das muss ich auch haben.“ Oder: „Weil die Leute mit der eigentlichen Notfallplanung überfordert sind. Da kaufen sie irgendwas, so wie Klopapier, Nudeln und Mehl. Beruhigt die Seele.“ Bis dahin, dass es als Lebensmittel-Ersatz dienen könnte: „Es wird nicht schlecht und vielleicht kann man es einweichen und zu Brei pürieren, wenn Lebensmittel knapp werden“ – so überlegen andere.
Herr Schobermann wurde von Zeitgenossen gefragt: „Wie schützten Sie sich gegen das Virus?“ „Ich niese in die Armbeuge – eines anderen!“ hatte er als Antwort parat.
Klar, die Coronakrise ist eine ernste Sache. Aber Humor ist auch in Krisenzeiten wichtig, um überhaupt klarzukommen. Wie früher zu DDR-Zeiten – die Abgabe von Toilettenpapier war auf eine Packung beschränkt.
Schobermann las in „Der Postillon“- Satire-Website : „Rezepte zur Verarbeitung von Toilettenpapier mit Nudeln: Die Königin unter den Speisen – Klopapier einweichen, Klopapierkartonstücke hinzugeben und das Ganze zwei Stunden lang köcheln lassen. Nudeln al dente kochen. Klopapier-Gulasch-Soße drüber geben. Köstlich! Bon appétit!“
Die Sache mit dem Hamstern ist nicht nur ein deutsches Phänomen: Der Einkaufsmogul mit den mit A beginnenden vier Buchstaben teilte mit, dass seit seinem Einstieg 2005 in der Schweiz es noch nie solch ein Kaufverhalten wie jetzt gegeben habe – inklusive Hygieneartikeln wie Toilettenpapier. Da wird ein Video gezeigt, in dem sich in einem australischen Supermarkt drei Frauen schubsen und an den Haaren ziehen, um die letzte Packung des gerollten Po-Papiers zu ergattern.
Die Coronavirus-Klopapier-Krise in Australien schlug noch anders Wellen: Die Bestellung eines Paares ging völlig in die Hose. Online orderte es 48 Rollen feinstes Bambus-Papier. Ein kleiner Vorrat für ihre vierköpfige Familie. Je nach Stuhlgang kommt man damit locker über vier Wochen aus. Ein paar Klicks später wurde das ersehnte weiße Papier-Gold geliefert. Mit einer, im wahrsten Sinne des Wortes, großen Überraschung, berichtet die „Daily Mail“. Statt der gewünschten 48 Rollen hat das Paar 48 Pakete! Eine Ladung für einen Kleinlaster! Insgesamt machte das sage und schreibe 2304 Rollen Klopapier. Für umgerechnet schlappe 228 Jahre!
In Sachsen gibt es Fleischer, die bei einem Kauf von Frischfleisch eine Rolle Klopapier schenken! Wenn das keine Motivation erzeugt!
Und noch etwas hat offenbar keiner bedacht, der sechs bis acht Pakete im Einkaufswagen zum Auto karrt: Die erste Erwähnung von Toilettenpapier findet sich ausgerechnet im China des 6. Jahrhunderts. Der Gelehrte Yan Zhitui (531–591) schrieb im Jahr 589: „Ich würde es nie wagen, Papier mit Zitaten oder Kommentaren aus den Fünf Klassikern oder Namen von Weisen darauf für die Toilette zu verwenden.“ Im Jahr 851 schrieb ein Reisender: „Sie (die Chinesen) sind nicht sehr sorgfältig mit Sauberkeit, und sie waschen sich nicht mit Wasser, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben, sondern wischen sich nur mit Papier ab.“
Schobermanns Nachbar Alfred jammerte und lamentierte: „Ich war überall! Nirgendwo gab es Toilettenpaper! Was mache ich denn nun?“
Als guter Nachbar tröstete Herr Schobermann ihn:
„Alfred, alter Junge! Da weiß man sich doch zu helfen! Weißt du noch, wie wir einundleipzig-zweiundleipzig nach dem Krieg auf dem Plumpsklo im Freien bei klirrender Kälte Zeitungen zu quadratischen kleinen Blättern geschnitten und auf einen Nagel gespießt haben? Das kannst du heute wieder haben, nur ein bisschen komfortabler! Außerdem hast du bei der „Sitzung“ im Warmen gleich etwas zu lesen! Ja, wir werden wohl alle ein bisschen umdenken müssen!“
Unter der deutschen Bevölkerung spricht man bereits beim Toilettenpapier vom „Weißen Gold“.¹)
Hamstern“ schön und gut, aber doch mit Herz und Verstand, sagte sich Herr Schobermann. Da machen es die Franzosen besser: Sie bunkern Kondome und Wein, Die Deutschen horten Toilettenpapier. Aber auch die Blätter und Rollen können ein Zerfallsdatum haben, Papiermilben und Silberfischchen nicht eingerechnet.
Später mal wird mal aus „mein Haus, mein Auto, mein Boot“ bestimmt „mein Haus, mein Auto, mein Klopapier“, wenn man Frauen beeindrucken will! Vielleicht sammeln eines Tages reiche Leute keine Gemälde mehr, sondern Klopapierrollen als Wertanlage.
Die Worte, die der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte sagte, um seine Landsleute die Sorge vor einem Engpass beim Klopapier zu nehmen: „Wir haben so viel, wir können noch zehn Jahre kacken.“ Wie schön, dass ein Politiker in Krisenzeiten kein Klopapierblatt vor den Mund nimmt!
Aber auch andere Dinge werden knapp, zum Beispiel der Mundschutz.
So stellte Lisa Eckhart am 6.2. bei Dieter Nuhr im Ersten fest:
„Jetzt hat man Deutsche aus Wuhan evakuiert. Wenn man sich wirklich Sorgen macht, lässt man die gefälligst dort. Und nimmt ihnen die Pässe weg. Ich finde, das geschähe ihnen auch recht, was bitte hat ein guter Deutscher in Tschingtschong-Chinaland verloren? Die waren im Krieg gegen uns. Zum letzten Mal: Japaner gut, Chinesen böse. Sagen Sie mir nicht, die schauen für Sie gleich aus – Sie Rassisten! Das kann man ganz leicht unterscheiden: Chinesen haben einen Mundschutz, Japaner getragene Mädchenslips.“
Wie schön, dass es Lisa Eckhart gibt!
Flüche werden laut gegen die, die zu viel Toilettenpapier gehamstert haben, wie dieser:
„Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen!“
Schobermann hörte diese Worte sogar aus dem Mund einer erbosten Frau.
Einer kam doch tatsächlich mit einem gehäuften Berg von Toilettenpapier auf dem Einkaufswagen aus dem Supermarkt! Diejenigen, die leer ausgingen, gesellten sich zu ihm und fragten: „Sind die frisch aus der Reinigung?“
Was aber machen die , die durch die Engpässe in der Versorgung keine Atemschutzmaske bekommen? Diejenigen kann man an ihrer Eitelkeit packen und sie überzeugen, dass nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht werde, und sie mit einer eigentlich ungeeigneten Atemschutzmaske besser aussähen als ohne eine solche.
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¹) Mit „das Weiße Gold“ bezeichnete man sonst seit seiner Erfindung in Deutschland das Porzellan.