Leben Sie!

Mein Arzt, der mir unter anderem auch als Diabetes-Berater etwas Nettes sagen wollte, meinte einmal:

„Sie müssen sich als Diabetiker nicht kasteien und leben wie ein Asket.

Sie sollen sich auch nicht von Brennnessel- oder Löwenzahnsüppchen ernähren.

Leben Sie! Genießen Sie ihr Leben! Hören Sie nicht auf das, was andere Ihnen von Aufbaupräparaten und Geldanlagen erzählen, oder wenn es sich nur um negative Nachrichten und Miesepeterei handelt.
Zeigen Sie denen ein Stiefmütterchen oder das Wunder einer Löwenzahnblüte in Zellophan und sagen Sie ihnen, wie kurzweilig unser Leben doch ist.“

Das sollte kein Witz sein.

Das Leben geht nämlich so schnell vorbei, so unheimlich und mysteriös ist das!

Erst war ich 18 Jahre alt, dann 30, dann 55 und – Zack, renne ich auf einmal mit einem Gehwagen durch die Gegend, wenn ich im Gleichgewicht bleiben will!

Die Sache mit dem „-Zig“ ist schon unheimlich Erst 20 (-zig), dann 40 (-zig), und auf einmal sechsundachtzig! Der helle Wahnsinn!

„So ist nun mal die Zeit allhie,

erst trägt sie dich,

dann trägst du sie,

und wann’s vorüber, weißt du nie.“

(So sinnierte einst Wilhelm Busch. Recht hatte er)

Wobei… das Alter ist dabei gar nicht das Problem…
Nein, die Sache ist die, dass das Leben so furchtbar schnell vorbei geht und wir es gar nicht bewusst wahrnehmen.
Manche sagen von sich, sie lebten total am Leben vorbei.
Sie sagen, sie tun Dinge, auf die sie eigentlich gar keinen Bock haben.
Halten sich mit Leuten auf, die ihnen nicht gut tun.
Sie verlieren sich pragmatisch in Umweltschutz-Themen auf Parteiversammlungen und mit welchem Parteivorsitzenden einer Ortspartei sie essen waren, mokieren sich über die Reinheit von Biersorten, zweifeln Fußballergebnisse an und wie sie die Welt verbessern würden, wenn sie Politiker wären.
Sie verlagern ihre Wünsche, Hoffnungen und Glückszustände in die Zukunft:

„Erst wenn ich XYZ habe und meine Partei bei der Wahl die absolute Mehrheit hat und für Frieden in der Welt Sorge trägt, dann kann ich glücklich sein und mich entspannt und zufrieden zurücklehnen….“ sagen sie zu mir.

Haben diese Zeitzeugen denn nicht bedacht, dass der Krieg ein Naturgesetz und der Frieden kein Geschenk ist, welches einem nicht so einfach in den Schoß fällt?

Dass sie selbst diejenigen im einzelnen sind, die die Wertevorstellungen und den demokratischen Grundgedanken immer wieder verinnerlichen und neu vertreten müssen?
Wenn diese Leute ihre Zufriedenheit und ihr Wunschdenken nur in die Zukunft verlagern, dann werden sie nie glücklich sein können.

Das Leben ist jetzt. Genau in diesem Moment.

Und nicht erst dann, wenn man mit 67 in die Rente geht (wenn es dann die Rente überhaupt noch gibt…).
Lange Zeit konnte ich mit diesem Spruch von Steve Jobs nicht viel anfangen:

„Sich zu erinnern, dass man sterben wird, ist kein guter Weg, zu glauben, man hätte etwas zu verlieren. Es gibt keinen Grund, um nicht seinem Herzen zu folgen und zu sagen: Ich lebe und will das Leben in der Gegenwart genießen…„

 

Er möchte wohl der Welt mitteilen, dass die Menschen nichts zu verlieren haben und nichts „in die Kiste“ (oder Urne) mitnehmen können.

Mir liegt am Herzen zu erklären, dass ich mich freue über eine ehrlich ausgestreckte Hand (bei Corona ist es die umgedrehte Faust), eine innige Umarmung (wenn Corona es wieder zulässt), ein freundliches Lächeln, eine mitfühlende Anteilnahme ohne Floskeln.
„Wie schön, dass du da bist“ oder „Ich bin froh, dass du wieder heil nach Hause gekommen bist“ oder „Ich habe heute einen Baum umarmt und habe mich dabei glücklich gefühlt.“

oder „Ich freue mich, dass es dir gesundheitlich besser geht.“ oder „Kann ich heute etwas für dich tun?“, sind Sätze, die ich immer wieder gern verwende oder höre.

Ich nehme mir ab jetzt vor:
„Tue, was du tun willst.
Verschiebe nichts auf morgen.

Trenne dich von allen negativen Leuten aus deinem Leben, die alles nur schwarzsehen und dich ständig dafür kritisieren, was immer du auch tust.

Hilf jungen Leuten, die deiner Hilfe bedürfen und dich fragen, wenn das, was sie fragen, dir sinnvoll erscheint. Die Jungen sind für die Alten und die sind für sie da.

Auf der Bahn helfen gerade die Jüngeren beim Treppengehen auf nicht barrierefreien Bahnhöfen und fassen beim Ein-und Aussteigen am Gehwagen mit an.

Ich umgebe mich mit Menschen, die mir guttun und die mich nach vorn bringen.

Die Freuden kleiner Aufmerksamkeiten und Anteilnahmen im Nehmen und Geben sind es, die das Leben ausmachen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert