Treulose Tomate(n)

Schobermann hat es mit den Redewendungen.

Die haben es ihm angetan, weil sie alle Sprachen der Welt bereichern, Interesse beim Lesen von Texten wecken und Leben und Witz in den Text hineinbringen. Er nennt seine Tomaten wie die Redensart es tut: treulos.

Das hat Schobermann in seinem Garten noch nie erlebt: Zum Herbstanfang am 21. September hängen noch immer die Tomatenpflanzen voller grüner großer Bollen, aber die rote Farbe ihrer Früchte stellten sie nur ganz wenig zur Schau.

Der Kohl, eine Herbst-Ernte-Pflanze ist bereits in diesem Jahr bis auf den Grünkohl erntebereit, Gurken und Zucchini haben ihre beste Zeit überschritten und fangen nach ihrer Riesen-Produktionsleistung an, müde zu werden. Nur die Tomaten wollen nicht so recht!

Zudem zeigte sich ein Sommer, der als bisher heißester und trockenster in die Geschichte eingehen wird.

Gegossen hatte Herr Schobermann wie ein Weltmeister, wohl wissend, dass Durststillen mit Wasser das größte Labsal bedeutet.

Er unterhält sich gern mit seinem Arzt darüber, was man machen kann, damit die Tomaten im Garten nicht auf Dauer grün bleiben, und nun, im September mal endlich rot werden sollen.

Wenn jetzt nicht, wann dann?

„Erzählen Sie ihnen einen unanständigen Witz. Sie sollen mal sehen. wie die Tomaten ihre Farbe verändern.

Und geben Sie den Tomatenpflanzen zwei Tage nichts zu trinken. Gehen Sie dabei davon aus, wie Ihnen zumute ist, wenn Sie zwei Tage und Nächte dursten müssten. Das greift sogar die Moral an. Tun sie das bloß sich selbst nicht an! Die Tomate kann das ab, sie wird rot, Sie als Diabetiker können sich auf gar keinen Fall derartige Experimente leisten!“

Schobermann tauscht gern Gartenerfahrungen mit anderen Gartenliebhabern aus, wie auch mit seinem Arzt, wenn der mal eine Minute Zeit hat. Eines dessen Hobbys ist wie das seinige die Freude am Garten, und alles, was damit zusammenhängt, z.B. wie man sich mit großen Nacktschnecken verständigt, damit sie weder Blätter noch Früchte von Kulturpflanzen wie Tomaten anfressen.

So erinnerte er sich, dass er durch einen Garten-Großmarkt mit dem bärtigen Garten-Opi als Werbe-Markenzeichen dazu animiert wurde, Blaubeeren aus Zuchtbetrieben anzupflanzen. Die sind inzwischen bisher auch nur rot geworden.

Da gab es mal einen kleinen Jungen in Sachsen, der seinen Vater fragte:

„Babba, warum sin de Baubeeren rot?“ – „Weil se noch griene sin, mei Junge!“ ¹)

Herr Schobermann trachtet danach, mit seinen Gartenfrüchten anderen Leuten Freude zu bereiten, die keinen Garten haben, sich mit Gartenfrüchten gesund zu ernähren, und vor allem, keine Tomaten auf den Augen zu haben, um noch einmal zu einer Redewendung zurückzukehren.

 

 

Anmerkung: ¹)“grün“ sagt man häufig umgangssprachlich nicht nur für Früchte für „unreif“, „noch nicht (aus)gereift“.

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